Repräsentationskritik: Fische, Früchte und freie Liebe

Eine wunderbare Kritik über unsere Produktion SHIT ISLAND mit interessanten Beobachtungen findet sich in der April Ausgabe von Theater heute. Ausschitte gibt es hier, die ganze Kritik findet man nur im Heft selber.

+++ «Shit Island. Ein postkolonialer Südsee-Traum» von Futur3 in Köln
verweigert die koloniale Abbildung +++

von F3 08.04.2018


[…] vom kurzzeitig reichsten Land der Welt zur verwüsteten Mondlandschaft von heute […]

Ausgegraben und sorgfältig nachrecherchiert hat die kurios-tragische Geschichte das freie Theaterkollektiv Futur3, und bringt sie auf die Bühne als Parabel des entfesselten Kapitalismus.
Abbildungen realer Inselbewohner und Landschaften werden dabei konsequent vermieden, denn der Abend ist auch eine Untersuchung darüber, wie Bilder über das Fremde entworfen werden.

Zunächst setzt sich der Zuschauer zu einer Art Live-Hörspiel im Halbdunkel um einen beleuchteten Blumenaltar (…) Eine wohltuende, meditative Innenreise zu den Projektionen, die westliche Heroen der Kunst- und Entdeckergeschichte schon seit dem 18. Jahrhundert auf die Südsee geworfen haben – und damit das Klischeerepertoire von heute anlegten.
Immer stärker sind eurozentristische Überlegenheit und euphemistisch verschleierte Verbrechen aus den literarischen Zeugnissen zu spüren.

Als die Zuschauer auf die andere Seite der Bühne gebeten werden, bricht die Zeit der Ethnologen an. Im Projektorlicht werden die Körper live mit Projektionen überschrieben – ein kluges Bild für den ausbeutend-eurozentrischen Blick.
„Sie sind einfach nicht geschäftstüchtig“, reenacten die Performer zwei Touristinnen, die durch Zufall auf die Insel gerieten … Voller neokolonial internalisierter Glaubenssätze zeigen sie ihre Urlaubsfotos – und während die Dia-Show nur mit Bild-Beschreibungen, Geräuschen, Handbewegungen simuliert wird, blähen sich die Bilder des zerstörten, verarmten Nauru in den Zuschauerköpfen zum Globalisierungsverbrechen auf.

Hier geht es zur online-Ausgabe: Theater heute, April 2018

Schlagwörter: deutschland / kolonialismus / theater