Post von drüben! WEIMAR- Pressestimmen

Beim Kunstfest Weimar 2019 wurde „Post von drüben“ ausgepackt! Hier gibt es einen kurzen Bericht

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Kritik Post We dt.
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„Theatre as an act of resistance – and hope:
Mail from Across There saw the Future 3 company set up a piece of social sculpture in a community youth club that looked at the strengths and weaknesses of reunification since the Berlin Wall fell. With a series of parcels passed from Dusseldorf in the west to Weimar in the east, a dozen totems designed to provoke discussion were handed out, with their accompanying messages read out by the audience. One of these was a CD of 1970s kosmische icons, Neu!, accompanied by a five Euro note and the instruction that it should be burnt. For the woman who sent it, both represented freedom.“

The Herald Scotland (Neil Cooper)


„Wie kann man sich der Gegenwart mit Distanz und Humor in einer von der Geschichte überladenen Ecke nähern? Das Kunstfest in Weimar geht diese Aufgabe zeitgemäß an und verschafft neue Blickwinkel auf das Beste und das Schlimmste.
(…)
Das Kunstfest nähert sich der Vergangenheit buchstäblich auf dem Weg über die Korrespondenz. Die partizipative Performance von „Post von Drüben“ knüpft an eine Praxis von vor dem Mauerfall an, als die Westdeutschen bestimmte Konsumgüter an ihre ostdeutschen Verwandten verschickten, die keinen Zugang zu ihnen hatten. Die Künstler von Futur3 nutzten diese alte Tradition als Vorwand für einen Tausch von Paketen zwischen zwei Vierteln in Düsseldorf und Weimar. In einer alten Halle wird das Auspacken der Pakete zu einer Performance, die ohne Hilfe von Künstlern durchgeführt wird. Im Inneren finden sich Selbstgebasteltes und Fundstücke, begleitet von Briefen, die vorgelesen werden. Irgendwo zwischen Schatzsuche, Nachbarschaftstreffen und Weihnachten bekommt das Erlebnis einen Sinn, löst innere Bilder aus und macht pures Wohlgefühl nicht einfach – wenige Tage, nachdem die Rechtsextremen ihre Wahlergebnisse in zwei benachbarten Bundesländer in Ostdeutschland mehr als verdoppelt konnten. Indem die Künstler von Futur3 diesen Prozess nur durch Briefe und Anweisungen lenken, lösen sie viel aus: Eine Frau aus der Nachbarschaft beschwert sich darüber, dass sie die einzige hier aus dem Viertel sei. Und sie weigert sich, als Spaßperformance einen 10-Euro-Schein zu verbrennen, zu dem sie in einem Brief aufgefordert wurde, und startet stattdessen eine Kollekte für das Örtliche Jugendzentrum. Im weiteren Verlauf des Abends wurde eine politische Debatte von einem Teenager geleitet, die die Teilnehmer zu bestimmten Themen in zwei verschiedene Lager teilte – eine spontane Dramatisierung der Demokratie. Noch später machte ein Mann auf ein Zitat (…) in einem der Briefe klare rassistische Kommentare – und wurde von anderen Teilnehmern beschimpft. Ob knüpfend oder auflösend – das Geflecht der Gesellschaft wird in „Post von Drüben“ ganz direkt bearbeitet.“

mouvements (Thomas Corlin)

Schlagwörter: deutschland